Ein interreligiöser Rat in der UNO
Religiöse Verantwortungsträger in friedensbildende Maßnahmen einbeziehen
Wien - Vor dem Hintergrund wachsender regionaler Konfliktherde und der weltweiten Bedrohung durch terroristische Aktionen setzt sich die „Interreligious & International Federation for Worldpeace (IIFWP) dafür ein, politische und religiöse Verantwortungsträger zusammenzubringen, um gemeinsam an Lösungen für die dringendsten Weltprobleme zu arbeiten. Zentrale Forderung dabei ist der Vorschlag, in der UNO eine „Ratsversammlung mit Vertretern der Religionen“ zu bilden, die mit dem politischen Gremien der UNO zusammenarbeitet.
Die IIFWP, 1998 von Rev. Dr. Sun Myung Moon gegründet, ist eine weltweit tätige, gemeinnützige Organisation, die „der Friedensbildung durch Erziehungsprogramme, Workshops, Konferenzen und Veröffentlichungen gewidmet ist“. Sie führt derzeit in nahezu allen UNO-Mitgliedsstaaten Konferenzen durch, um das Anliegen, einen interreligiösen Rat in den Vereinten Nationen zu errichten, bekannt zu machen. Für Österreich wurde eine solche Veranstaltung in Wien organisiert.
150
Interessierte nahmen am 30. August 2003 im Hotel Holiday Inn South an
dieser Friedenskonferenz zum Thema „Die Welt im Umbruch – neue Wege zu
dauerhaftem Frieden“ teil. Unter ihnen befanden sich Botschafter und
andere Personen aus dem diplomatischen Dienst, Verantwortungsträger aus
den verschiedensten Religionsgemeinschaften und aus allen anderen
Bereichen des gesellschaftlichen Lebens. In der Botschaft des
internationalen Präsidenten der IIFWP Dr. Chung Hwan Kwak, gelesen von
Herrn Peter Zöhrer, dem Präsidenten der Österreichischen Familienföderation
für Weltfrieden, wurde auf die Grundlagen einer friedlichen Weltordnung
hingewiesen: „Im Mittelpunkt ... unserer Vision von Führungsqualität
und Regierungsverantwortung steht die Erkenntnis, dass die Menschen in
einem von Gott geschaffenen Kosmos leben, und dass Gott diese Welt und
jeden von uns nach einer bestimmten Gesetzmäßigkeit geschaffen hat. Nur
wenn wir in der rechten Beziehung zu Gott stehen, und die Menschheit die
Harmonie und das Gute in Gott wiederspiegelt, kann der Friede verwirklicht
werden.“
Der
Konferenztag bot eine Mischung aus spiritueller Besinnung, akademischen
Vorträgen und einem kulturellen Rahmenprogramm. Dr.
Bimal Kundu, der Leiter des ersten Hindutempels in Wien, der katholische
Theologe Prof. Dr. Josef Frickel, Peter Jurkowitsch als Repräsentant des
Buddhismus, P. Avedis Sahakyan von der Armenisch Apostolischen Kirche und
der Moslem Maher El-Attar eröffneten die Tagung mit
Gebeten und Texten ihrer religiösen Traditionen. Ein leerer Sessel repräsentierte
alle Religionen, die
nicht vertreten waren.
Seine
Exzellenz T.A. Samodra Sriwidjaja, der
Botschafters von Indonesien in Österreich, appellierte an die Teilnehmer
der Konferenz: ”Wir sollen aufhören,
die Religion zu beschuldigen, der Wurzel des Terrorismus zu sein.
Stattdessen sollten wir nach einem neuen Zugang suchen, um Armut auszulöschen,
Ungerechtigkeit zu bekämpfen und Ausgrenzung aus der Weltgesellschaft zu
verbannen. Wir
brauchen Prinzipien, welche die Welt zur Harmonie unter den Religionen und
zu interkulturellem Verständnis hinführen, um wirklichen Frieden zu
errichten”.
Der
Initiator der österreichischen Gruppierung der IIFWP
erläuterte in seinem Referat die „Prinzipien des Friedens“. Dabei
ging der auf die Voraussetzungen für ein friedliches Zusammenleben in der
Welt ein und betonte, dass neben friedenserhaltenden Maßnahmen, vor allem
friedensbildende Initiativen gesetzt werden sollten. Es reiche nicht,
Konfliktparteien auseinander zu halten, sondern es sei notwendig, an einer
Friedenskultur zu arbeiten, die gravierende Konflikte gar nicht aufkommen
lasse.
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Eine Welt friedlicher Nationen besteht aus Nationen mit friedlichen Familien. Der Theologe und Familienexperte Dr. Dieter Seidel sprach zum Thema „Die zentrale Rolle der Familie in der menschlichen Entwicklung“. Er beschrieb die Entwicklung der Liebesfähigkeit aus der Erfahrung in der Familie. Sie beginne mit der kindlichen Liebe den Eltern gegenüber und entwickelt sich über die geschwisterliche Liebe und die eheliche Liebe schließlich zur bedingungslosen elterlichen Liebe. „Die gegenwärtig dominante Scheidungskultur, die Ihre Wurzeln im säkularen Individualismus hat, muss in eine Ehekultur |
umgewandelt werden, welche von einem Individualismus des Lebens für den Nächsten bestimmt ist“.
Hatte
am Morgen der Familienchor mit dem Lied „Let there be peace on
earth“ für die Einstimmung auf die Tagung gesorgt, eröffnete das
Oberösterreichische Bläserquintett den Nachmittag mit drei
musikalischen Beiträgen. Ihre Musikdarbietung kam so gut an, dass
sie erst nach dem Versprechen, zu einem späteren Zeitpunkt wieder
zu kommen, von der Bühne gelassen wurden.
Die
praktische Ärztin Dr. Maria Riehl von der Frauenföderation für
Weltfrieden sprach über die Rolle der Frauen im Friedensprozess.
Sie schilderte sehr eindringlich ihre persönlichen Erfahrungen als
Mutter und Ärztin. Sie sei in ihrem Leben sehr stark gefordert,
zuzuhören, anderen Menschen innerlich und äußerlich Raum zu
geben, auf eine dienende Art Hilfe zu leisten. Besonders erwähnte
sie das Projekt „Brücke für den Frieden“, das von der Frauenföderation
ins Leben gerufen wurde und zum Ziel hat, Frauen aus Nationen und
Volksgruppen, die verfeindet waren, wieder zu versöhnen.
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Der
Religionswissenschaftler und Journalist Dr. Heinz Gstrein behandelte den Aspekt: „Vereinte Religionen? Toleranz allein ist zu wenig gegen die Globalisierung des Fanatismus“. Er ging auf aktuelle Strömungen des interreligiösen Dialogs ein und beschrieb widersprüchliche Tendenzen. Zum einen gäbe es einen aufrichtigen Dialog auf der Basis gegenseitiger Achtung und Wertschätzung. Auf der anderen Seite würde es aber auch wieder zu Abgrenzung und religiöser Engstirnigkeit kommen. Er warnte davor, sich allein mit dem Toleranzgedanken zufrieden zu geben oder eine bloße Koexistenz der Religionen anzustreben. Mit Hinweis auf das geistige Erbe der orientalisch-jüdischen Mystik der Kabbala formulierte er den Satz: „Richtiger wäre es zu sagen, dass jeder Glaube ein Stück von der vollen göttlichen Wahrheit besitzt, und dass diese Stücke richtig |
zusammengesetzt, ... ein harmonisches Ganzes, eine friedliche Einheit bilden.“ |
Der
Vorsitzende des österreichischen Zweiges der IIFWP, Peter Haider, ermutigte
alle Teilnehmer, eine gemeinsame Resolution zu unterzeichnen, die den
Vorschlag, einen interreligiösen Rat in der UNO zu bilden, unterstützt.
Aktueller Hintergrund für die Resolution ist das Vorhaben der
philippinischen Delegation bei der 58. Generalversammlung der Vereinten
Nationen im September einen diesbezüglichen Antrag einzubringen.
Zum
Abschluss der Tagung sprach der in Österreich lebende Indianer
Reuben Silverbird über seine Erfahrungen als Friedensbotschafter und über
die vielen Begegnungen, die er auf seinen Reisen nach Seoul, Milano oder
Paris hatte: „Jedes Mal, wenn ich an der Wand das Zertifikat lese, fühle
ich mich herausgefordert, mich mehr einzusetzen“. Ausgewählte
Teilnehmer der Konferenz, darunter der Botschafter aus Indonesien
erhielten das Ernennungszertifikat als Botschafter des Friedens.
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