UPF Austria veranstaltete am 10. Februar 2022 gemeinsam mit den affiliierten Organisationen Familienföderation
für Weltfrieden, Frauenföderation
und YSP (Youth and Students for Peace) eine Interreligiöse Konferenz aus Anlass der World
Interfaith Harmony Week, die jeweils in
der ersten Februarwoche begangen wird. Die Beiträge
dieser Konferenz wurden teils live am Konferenzort,
teils durch zugeschaltete
Videos gegeben.
Rev. Arthur Nzekwu von der
Celestial Church of Christ eröffnete mit einem Gebet
und einer kurzen Vorstellung seiner Glaubensgemeinschaft
die Konferenz, gefolgt von einer musikalischen Darbietung von James Strauss auf der Flöte.
Danach übergab Moderatorin
Elisabeth Cook das Wort an Peter Haider, österreichischer Präsident von UPF.
Herr Haider ging näher auf die Hintergründe der Entstehung der „World Interfaith Harmony Week“ ein,
indem er ausführte: 2010 hat König Abdullah II von Jordanien diese Weltwoche
der Interreligiösen Harmonie vorgeschlagen. Die Initiative basiert auf der
Pionierarbeit des „Common Word“ Projekts, das wiederum von Muslimen ins Leben
gerufen wurde, nachdem Papst Benedikt XVI. in seiner Rede vom 13.9. 2006 in
Regensburg die islamische Welt in Aufruhr versetzte, als er den Disput eines
byzantinischen Kaisers mit einem Muslim zitierte: "Zeig mir doch, was
Mohammed Neues gebracht hat, und da wirst du nur Schlechtes und Inhumanes
finden wie dies, dass er vorgeschrieben hat, den Glauben, den er predigte,
durch das Schwert zu verbreiten." Das Projekt „Common Word“ zeigt auf,
dass es unter den monotheistischen Religionen gemeinsame Grundlagen gibt, wobei
man die eigenen Traditionen nicht in Frage stellen muss. Es wurde später weiter
entwickelt für alle anderen Religionen und alle Menschen.
Von dem Gedanken der „World Interfaith Harmony Week“ inspiriert,
hat UPF von 2013 bis 2020 jedes Jahr eine große Konferenz an der UNO in Wien
organisiert mit 150-200 Teilnehmern zu aktuellen Themen. Das letzte Thema war
„Faith based Organisations and the UN sustainable Development Goals“. Der Geist
der Interfaith Harmony Week
ist in folgendem Zitat zusammengefasst: "Dieses Zeitalter der
Globalisierung braucht in jedem Glauben aufgeklärte Menschen, die ihre heiligen
Schriften und Traditionen untersuchen und die Aspekte identifizieren können,
die der gesamten Menschheit zu Gute kommen, sowie diejenigen, die die Identität
jeder Religion bewahren. Die UPF und ihr Netzwerk von Botschaftern für den
Frieden begehen diese Woche jedes Jahr in einer Weise, die Verständnis, Respekt
und Zusammenarbeit zwischen Menschen aller Glaubensrichtungen zum Wohle unserer
Gemeinschaften und des Friedens in der Welt fördert."
Der zweite Sprecher war Prof. Dr. Mohamed Bassam Kabbani
von der Universität Wien. Er erläuterte das Projekt “Common Word” noch weiter und erklärte, dass als Reaktion
auf den Vorwurf des Papstes
38
Initiatoren der islamischen Welt das „Projekt des guten Willens“ begannen. Es
hat sich ausgebreitet und wurde von einem muslimischen Zentrum übernommen, zu
dem auch der König von Jordanien gehört. Zu diesen 38 sind 138 namhafte
Persönlichkeiten dazugekommen. Das Gemeinsame und Verbindende der Religionen
wird im Koran in Sure Nr.5, die über das Abendmahl von Jeus berichtet,
beschrieben, nämlich der Glaube an den einen Gott und der Glaube an die
Nächstenliebe.
Prof. Kabbani betonte
noch, dass der Prophet jeden Abend seinen Glauben daran bekräftigte, dass alle
Menschen Kinder Gottes sind, da sie von einem Vater und einer Mutter abstammen.
Im muslimischen Verständnis geht man davon aus,
dass Allah die Menschen verschieden gemacht hat und sie sollen es auch bleiben.
Wir haben die Aufgabe, dass wir untereinander wetteifern, wer sich besser zu
den Kindern Gottes verhält. Die Differenzen in Kultur, Hautfarbe, Religion
bezeichnet der Koran als eine Bereicherung und als einen Gottesbeweis.
Heute sehen wir in besonderer Weise, dass wir
Menschen alle im selben Boot sitzen. Das haben wir durch die Pandemie erlebt.
Von den Problemen der Welt, sei es der Klimawandel, Kiegshandlungen
oder Hungersnot, sind wir alle betroffen.
Den Dialog muss man durch viele
Lehrveranstaltungen, Fortbildungen im Dialog mit dem Christentum, Judentum und
anderen Initiativen praktizieren. Die erste Aufgabe ist, einander
kennenzulernen, die zweite Aufgabe, zu verstehen: wie denkt der andere? Wir
müssen mit den Religionsvertretern selbst sprechen, nicht über sie. Als dritte
Aufgabe des Dialogs sieht Prof. Kabbani, dass man für
die andere Religion Verständnis zeigt und vielleicht sogar voneinander lernen
kann.
Es folgten zwei Videobotschaften:
Zu Beginn seiner Botschaft zitierte Pfarrer Markus Gerold, Evangelische Pfarrgemeinde A.B. Steyr,
Hans
Küngs Aussage: Es kann keinen Weltfrieden ohne Religionsfrieden geben.
„Frieden“ erzeugt immer ein Spannungsfeld zwischen Religion und Politik, denn
„Weltfriede“ ist auch ein politisches Ziel. Religion ist Ausdruck dessen, wie
ich die Gesellschaft gestalten will, und damit berührt sie das Feld der
Politik.
Pfarrer Gerold reflektierte darüber, wie weit man
diese Spannung aushalten oder ob man rein beim Spirituellen bleiben sollte. Im
Hinblick auf den Interreligiösen Dialog sieht Pfarrer Gerold die Aufgabe eines
Gemeindeleiters darin, den Gläubigen zu helfen, Wertschätzung für
Andersgläubige zu entwickeln und den Dialog auf Augenhöhe mit Andersgläubigen
zu ermöglichen. Er würde sich viel mehr Dialog im Alltag wünschen. Die
Möglichkeit zum Dialog sollen wir nicht nur auf Konferenzen wahrnehmen, sondern
in vielen kleine Situationen praktizieren, die sich schließlich zu einem großen
Ganzen zusammenfügen werden. „Friede heißt nicht Abwesenheit von Krieg, sondern
Anwesenheit von Liebe“. In diesem Sinne: „Lasst uns viele kleine Dinge tun!“
Die zweite Videobotschaft kam von Fr. Richard
Reinisch, Mönch im Benediktinerstift Göttweig. Fr. Reinisch lebt als
Spätberufener in einem katholischen Kloster. Nachdem er als
Maschinenbautechniker tätig war, bereiste er viele Kontinente. Mehrere Jahre
verbrachte er in China. Seine Erfahrungen sind in seinem Buch „Christentum in
China“ aufgezeichnet. Seine eigene Religion und seinen Glauben erlebt er durch
tägliches 5maliges Beten und durch Sozialarbeit in einer Justizanstalt. Diese
zwei Bereiche stellen eine lebendige Schnittstelle zwischen innen und außen
dar. In der Justizanstalt kann man nicht missionieren, sondern nur mitdenken
und mitfühlen. In seinem Leben hat er gelernt, Menschen verschiedener Kulturen
zu respektieren und als Bereicherung wahrzunehmen.
Der nächste Vortrag kam von Swami Atmavidyananda Giri, Vice President of the Kriya Yoga Institute. Auch
er war vor seiner geistigen Laufbahn als Maschinenbautechniker tätig, wurde
aber bereits von seinen Eltern auf den spirituellen Weg vorbereitet. Aus der Sichtweise
von Kriya Yoga gibt es einen Gott, der allgegenwärtig ist, und den wir alle
lieben sollen. Die Religionen werden als unterschiedliche Blumen im Garten
Gottes gesehen. Alle heiligen Schriften bekunden, dass Gott der Schöpfer aller
Lebewesen ist und wir deshalb eins sein sollen. Jede Religion hat Prinzipien,
die mit anderen Religionen übereinstimmen, und einen anders Teil, der sich von
anderen unterscheidet. Die Unterschiede betreffen die Art der Ausübung der
Religion und die Kultur. Das Problem ist, dass die Menschen diese Unterschiede
nicht akzeptieren können. Ein Yogameister fasste es so zusammen: Die Menschen
schälen eine Banane, werfen die Banane weg und behalten die Bananenschale. Wir
sollten unsere Lehren und Prinzipien teilen und sie diskutieren.
Nach dieser Präsentation konnte wir die
Videobotschaft von Max Valtingojer von der
Neuapostolischen Kirche Innsbruck hören. Bereits in seiner Kindheit wurden ihm
die christlichen Werte vermittelt. Er wurde zum Diakon und später zum Priester
ordiniert. Seitdem arbeitet er ehrenamtlich als Priester in der Seelsorge, im
Religionsunterricht, in der Ökumene und im interreligiösen Dialog. Er teilte
Gedanken zur Liebe und zur Nächstenliebe. Die Liebe, die wir von Christus
erhalten, motiviert uns, barmherzig, gastfreundlich und versöhnlich zu handeln,
selbst den Feind zu leiben. Das ist nicht einfach. Aber im Blick auf Jesus
Christus ist das möglich. Paulus sagt: „All eure Dinge lasst in der Liebe
geschehen!“ Die Liebe Gottes ist ausgeschüttet in unserem Herzen. Somit ist das
Handeln in Liebe Herzenssache. Herr Valtingojer
schloss mit einem Zitat von Mutter Teresa: Oft fühlt man sich bei
Hilfeleistungen ausgenützt, aber: „Wenn man liebt bis es weh tut, kann es
keinen weiteren Schmerz geben. Nur mehr Liebe.“ (Mutter Teresa)
Der letzte Beitrag kam von Bischöfin Christine
Mayr-Lumetzberger, Leiterin und Mitbegründerin von
„Weiheämter für Frauen“. Ihr ist es ein persönliches Anliegen, das wir auf
einer großen breiten Straße Hand in Hand gehen sollen. Was ist es wert, wenn
wir nur an unsere eigene Religion denken und an unsere eigene Großartigkeit?
Gott ist viel größer als das was wir verstehen können oder was in unserer
Tradition enthalten ist.
Wenn wir uns entschieden haben, für Gott zu
leben, an Gott zu glauben, dann müssen wir auch den Nächsten respektieren. Das
Gebot der Liebe heißt: Gott zu lieben und den Nächsten zu lieben wie sich
selbst.
Ein anderer wichtiger Gedanke ist, wenn meine
Religion etwas verkünden würde, das dem anderen schadet, dann wäre das keine
gute Religion. Es ist immer besser, das Wohl der anderen im Auge zu haben, als
um der Religion willen anderen zu schaden. Es gibt viele Vergehen in der
Vergangenheit unserer Kirche. “Es ist ein großer Ballast, den ich mit mir
trage, aber: Schließe Frieden mit deiner Vergangenheit! Ich bin verantwortlich
dafür, wie ich meinen Glauben lebe. Wir sind miteinander verantwortlich für
unsere Erde. Ich danke allen, die mit mir Hand in Hand auf dem Weg der
Gottsuche gehen und ich bitte um den Segen Gottes.”
Schlussworte kamen von den Vortragenden:
Prof. Kabbani: Es ist möglich Frieden
zu schließen und die Gesellschaft gemeinsam zu gestalten. Religionen lassen
sich auch missbrauchen. Aber verantwortlich ist immer der Mensch.
Swami Atmavidyananda Giri: I’m happy that we are making effort in our
society to create a beautiful family in this world. Let’s share our
ideas and create a beautiful environment of peace and harmony.
Peter Haider schloss mit dem Gedanken ab, dass
wir geistige Wesen sind. „Religionen sollen den menschlichen Geist kultivieren
und pflegen. Wenn wir unsere Spiritualität miteinander teilen, bekommen wir
mehr als nur von einer einzigen Gruppe oder Religionsgemeinschaft. Ich hoffe
auch, dass uns das heute gelungen ist.“
Die World
Interfaith Harmony Week
wurde erstmals am 23. September 2010 von S.M. König Abdullah
II. von Jordanien in der UN-Generalversammlung vorgeschlagen. Knapp einen Monat
später, am 20. Oktober 2010, wurde sie von den Vereinten Nationen einstimmig
angenommen, und von nun an wird die erste Februarwoche als Weltwoche der
Harmonie zwischen den Religionen begangen. Die World Interfaith
Harmony Week basiert auf der Pionierarbeit der
Initiative The Common Word. Diese Initiative, die 2007 ins Leben gerufen wurde,
rief muslimische und christliche Führungspersönlichkeiten zu einem Dialog auf,
der sich auf zwei gemeinsame religiöse Grundgebote stützt: die Gottesliebe und
die Nächstenliebe, ohne jedoch Kompromisse bei den eigenen religiösen
Grundsätzen einzugehen. Die beiden Gebote sind das Herzstück der drei
monotheistischen Religionen und bieten daher die bestmögliche theologische
Grundlage.
World Interfaith Harmony
Week Konferenzen wurden in der UNO in Wien in den Jahren 2020, 2019, 2017, 2016, 2015, 2014
und 2013
organisiert.
UPF is an NGO in General Consultative Status with the ECOSOC
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