Weltreligionstag
2013 -
Interreligiöse Feierstunde
in
Kooperation mit der Familienföderation und der Frauenföderation für Weltfrieden
Bereits im Jahre 1950 wurde von Bahá’í in den USA der „Weltreligionstag“ ins Leben gerufen. Er hat sich mittlerweile weltweit als feste Institution des interreligiösen Dialogs, als Forum der Begegnung, etabliert und wird heute in etwa 80 Ländern jeweils im Januar begangen. Das Zusammenwachsen der Kontinente hat vielfältige Kontakte zwischen den religiösen Bekenntnissen und Kulturen ermöglicht. Zugleich hat dies aber zu einem erheblichen Konfliktpotential geführt. Der Weltreligionstag will den Dialog zwischen den Religionen und das Verständnis füreinander fördern. „Verkehret mit den Anhängern aller Religionen im Geiste des Wohlwollens und der Brüderlichkeit.“ (Bahá’u’lláh, 1817-1892)
Ganz im Geiste des Verständnisses füreinander war
auch die Feier am Sonntag, den 20. Januar 2013 gestaltet, bei der dem Weltreligionstag
gedacht wurde: Die Sprecher vertraten verschiedene Religionen und Kulturen: den
Hinuismus, den Islam, die Amerikanischen Ureinwohner, das Christentum und die
Vereinigungskirche als Gastgeber.
Peter Haider, Präsident der UPF–Austria, der aufgrund
langjähriger interreligiöser Aktivitäten freundschaftliche Beziehungen zu
Vertretern zahlreicher Religionen und Kulturen geknüpft hat, begrüßte die Gäste
und führte durch die Feier.
Elder Reuben Silverbird, ein in Wien lebender „Native
American“, eröffnete das Programm mit einer Melodie gespielt auf seiner Flöte,
ein Segen wie er trditionell zu Beginn eine Feier bei Zeremonien seiner
Vorfahren vorgetragen wurde.
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Dr. Josef Mann, Theologe, Historiker und freier Journalist, schilderte
seine Sicht von der Situation der Religionen anhand des Beispiels blinder
Kinder, die einen Elefanten abtasteten:
„Das erste Kind ergriff den
Schwanz des Elefanten und schloss daraus, dass er so etwas wie ein dicker
Strick sein muss. Das zweite Kind tastete das Bein ab, das sich wie eine große
Säule an fühlte. Das dritte Kind wiederum kam auf dem Rücken des Elefanten zu
sitzen und beschrieb ihn als einen großen Berg. Wer hatte Recht? Alle und doch
keiner, denn der Elefant ist mehr als die Summe seiner Teile.
Dasselbe kann man über die
Religionen sagen: es gibt hunderte von Erlösungswegen und tausende von
Gottesbildern. Aber Gott ist mehr als alle Bilder zusammen. Ein Zitat von einem
Hindu fasst es zusammen: „Glaubt ihr,
ihr könnt mit einem Becher den Ozean ausschöpfen?“ Den Wahrheitsbegriff der
Religionen kann man auch nicht mit dem Wahrheitsbegriff der Mathematik
vegleichen. Wenn wir uns einer andere Religion oder Kultur nähern, sollen wir
sie so verstehen, wie ihre Vertreter sich selbst verstehen.
Er zitierte einen befreundeten
Bischof aus den Philippinen: „Wenn wir eine andere Religion betreten, sollen
wir unsere Schuhe ausziehen, denn sonst könnten wir auf den Idealen der
Menschen herumtrampeln. Vor allem dürfen
wir nicht vergessen, dass Gott schon vor unserer Ankunft da war.“
Dann las Hauke Fischer Worte des Gründers der UPF, Rev. Moon, zum Thema
„Einheit der Religionen“.
Als Vertreterin der
österreichischen Hindu-Gesellschaft sang Frau Geetha Nayak einen hinduistischen Gesang, auf der Trommel begleitet
von einem Musiker des Hindu Tempels in Wien. Ihr Enthusiasmus brachte die ganze
versammelte Gemeinde, ca 130 Personen, zum Mitklatschen und -singen.
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Dann sprach Herr Ahmad Majid, usprünglich aus Pakistan und stolzer Neffe des ersten
muslimischen Nobelpreisträgers zum Thema: „Islam: Bereicherung anstatt Angst“:
„Der Islam vertritt dieselben Werte wie andere Religionen: es gibt einen Gott,
es gibt die Gebote, und man soll ein guter Mensch werden. Es gibt Himmel und
Hölle und das Jüngste Gericht, sowie ein ewiges Leben. Im Islam glaubt man an
viele Propheten.“ Schließlich ging Herr Majid noch auf die Frage des Jihads
ein: der große Jihad ist der Kampf im Inneren jedes Menschen gegen das Böse und
dessen Überwindung. Der kleine Jihad ist die äußerliche Kriegsführung, was
jedoch von Fundamentalisten oder Extremisten missverstanden wird.
Mag. Maria-Neuberger-Schmidt, Begründerin der
„Elternwerkstatt“ näherte sich sich dem Thema „Interreligiöser Dialog“ vom
Standpunkt der Beziehungsprobleme: „Wer hat Recht? Auch hier sehen wir, dass
immer beide Seiten im Recht sind und es um die Kommunikation geht. In der
Eltern-Kind-Beziehung geht es oftmals darum, dass die Kinder folgen sollen. Sie
tun das aber nur, wenn sie geliebt und akzeptiert werden. Was heißt das für die
Religionen? Es geht darum, dass man den anderen wertschätzt. Gott liebt die
Vielfalt. Religion ist auch dazu da, die Menschen zur Demut zu führen. Rev.
Moon hat ein großes Beispiel dafür gesetzt. Er hat den Dienst am Menschen immer
ins Zentrum gestellt. Auch nimmt die Wertschätzung für andere Religionen in der
Vereinigungskirche einen wichtigen Platz ein.
Worin besteht die Hoffnung der
Christen? In der Auferstehung und in der Vergebung von Sünden. Wie sehr können
wir einander vergeben? Keiner kann vor Gottes Gerechtigkeit bestehen, wir sind
auf Seine Barmherzigkeit angewiesen. Die Einheit von Gerechtigkeit und
Barmherzigkeit ist ein großes Geheimnis.“
In einem Ausblick auf zukünftige
Aktivitäten und Perspektiven der Aktivitäten im Dialog der Religionen und
Kulturen wies Peter Haider darauf hin, dass die UPF seit ihrem Beginn
zahlreiche internationale und nationale Interreligiöse Projekte vorangetrieben
hat, inspiriert von ihrem Gründer, Rev. S.M. Moon, der schon im Jahr 2000 betonte,
dass es für den Frieden in der Welt unerlässlich sei, einen Interreligiösen Rat
an der UNO zu etablieren. Auch die seit 2010 gegründete „Interreligious Harmony
Week“ wird von der UPF tatkräftig unterstützt. Dass Wien sich zu einem Zentrum
des Interreligiösen Dialogs entwickelt, beweist auch die Gründung des „King
Abdullah Bin Abdulaziz International Centre for Interreligious and
Intercultural Dialogue“ im November vorigen Jahres, bei der UNO Generalsekretär
Ban ki-moon die Eröffnungsansprache gab, sowie das im kommenden February hier ausgetragene fünfte Globale
Forum der “United Nations Alliance of Civilisations“ mit dem Tema „Responsible Leadership in Diversity and
Dialogue“.
Für die gute Atmosphäre während
der Feierstunde sorgte die Musikgruppe
der Familienföderation, sowie das Solo von Nora Waldmann „In the Arms of the
Angel“. Zum Abschluss der Feier wurden alle Gäste noch mit einer süßen
Schokoladekugel, gespendet von „Golden Earth Vision“, mit dem Wunsch für ein
neues Jahr der Fülle beschenkt.
Beim anschließenden Mittagessen
konnten weitere Erfahrungen ausgetauscht und Kontakte geknüpft werden.